Lupo
Gestern mussten wir unseren geliebten Freund Lupo gehen lassen. In der Nacht hattest Du wieder einen Anfall, der eigentlich wie immer schien, doch am morgen konntest Du nicht mehr aufstehen - die Kraft war weg.
Mit einem unter dem Bauch durchgezogenen Handtuch an dem wir Dich hochzogen konntest Du etwas laufen, um so draußen Deine Notdurft zu verrichten.
Die Tränen kamen, und leider sagten die inneren Stimmen, dass das wohl der Tag werden könnte vor dem wir schon so lange Angst haben - wir baten den Tierarzt abends vorbei zu kommen.
Nun balancierten wir schon über 2 Jahre auf Messers Schneide seit Du Deine Anfälle bekamst und wir befanden uns immer haarscharf an der unteren Grenze des grünen Bereichs. Einige hätten Dich früher gehen lassen, doch wir waren uns einig, solange Du Fährten kannst und willst, solange Du Stöbern kannst und willst, solange Du ZOSsen kannst und willst, solange werden wir gemeinsam mit den Tierärzten versuchen Dich zu unterstützen so gut es geht, auch wenn es bestimmt hier und da schon gezwickt hat.
Doch es war klar, die Diagnosen die wir mittlerweile in verschiedenen Kliniken zusammen gesammelt hatten, sprachen eine eindeutige Sprache: Hodenkrebs links, Milztumore, Unregelmäßigkeiten in der Prostata, stark vergrößertes Herz welches die Luftröhre nach oben gegen die Wirbelsäule drückte, mit dem 24 Stunden EKG aufgezeigte Herzrythmusstörungen, und ein vermuteter Hirnturmor (doch das ca. 2 stündige MRT zur klaren Diagnose, hätte Dich nur belastet und die Tierärzte sagten, dass man dadurch auch keine Aussage machen kann, ob Du Kopfschmerzen hast oder nicht, und dass man auch keine Erkenntnisse für eine bessere Therapie bekommen würde - somit nichts was Dir direkt geholfen hätte, daher haben wir hierauf verzichtet, doch vermutlich hatten die Tierärzte mit ihrem vermutetem Hirntumor recht).
Und nun kam gestern der gefürchtete Tag an dem es unter die grüne Linie ging.
Der Tierarzt untersuchte Dich und sagte, dass die Versorgung im hinterm Rücken nicht mehr stimmt und man zwar versuchen könnte mit hoch dosiertem Cortison die Versorgung wieder in Gang zu bringen, doch auch wenn das funktionieren sollte, würde das Problem in wenigen Wochen wieder kommen.
So ähnlich war es bei Deinem Vorgänger Balduin auch, bei Ihm kam der Tag an dem er keine Luft mehr wegen dem Wasser in Lunge bekam, und der Tierarzt meinte man könnte das zwar noch punktieren, aber es wird in wenigen Wochen wieder so sein.
Damals meinte der Tierart er würde uns raten das Wohl des Tieres über unseres zu stellen und Balduin gehen zu lassen, und wir folgen seinem Rat. Und so zogst Du lieber Lupo damals einen Tag später bei uns ein. Auch gestern meinte der Tierarzt, wenn es sein Hund wäre, würde er ihn gehen lassen - wir folgten seinem Rat, da es auch unser Bauchgefühl war, und wir leider aufgrund der vielen Diagnosen wussten, dass Dein Körper nicht mehr reparabel war und das alles nur dann erträglich ist, solange Du Lebensqualität hast und Deiner geliebten Schnüffelarbeit nachgehen kannst.
Mein geliebter Lupo, damals als wir zu der Adresse kamen die uns der Teckelverband genannt hatte, und beim klingeln an der Haustüre 13 Dackel zur Tür gerannt kamen nur Du nicht, war es schon etwas komisch. Du warst der einzige, der in einer Box lag und da auch nicht freiwillig raus kam. Als ich Dich da raus holte und auf den Boden setzte verschwandest Du wieder sofort in der Box. Die anderen Welpen waren aber noch zu jung zur Abgabe und so hieß es wir nehmen Dich oder können keinen haben.
So haben wir Dich mitgenommen. Hier angekommen gingst Du ins Haus gleich zweimal links und saßt dann im Bad hinterm Klo - kein offener Welpe der durch die Wohnung läuft und alles munter erforscht.
Dein Vorgänger Balduin hat immer zu Begrüßung so ein "Begrüßungsgeschrei" veranstaltet. So legte ich mich im Esszimmer auf den Boden und versuchte dies nachzuahmen und tatsächlich Du kamst hinter dem Klo vor.
Auf dem Boden liegen das blieb so unser Ding, ich glaub keiner auf dem Hundeplatz hat schon so viel auf dem Platz gelegen wie wir - wir waren auch die ersten die der Prüfer bei der BH gesehen hat wo Frauchen im Straßenteil den Hund die Treppen der Brücke hoch trägt, und auf die Frage: "was das soll" Frauchen nur eiskalt antwortet, "das machen wir immer so!"
Die BH hast Du mit Bravour bestanden und hätte bei der Rettungshundeprüfung nicht 30 Meter vor dem 2. Opfer Dein Frauchen die Nerven verloren, hättest Du auch die Rettungshundeplakette bekommen. Die FH1 hast Du auch gemeistert und warst bei allem immer ein "Prüfungsdackel", denn in Prüfungen war die Leistung stets besser als im Training - scheinbar wolltest Du Dich vor Fremden nicht blamieren - viele wissen eben noch nicht was so ein richtiger Dackel ist.
Mit den Rettungshunden waren wir viel unterwegs zu Trainings, Treffen, Einsatzübungen, haben auf Isomatten, Luftmatratzen, Feldbetten und in Autos geschlafen - egal wo, Hauptsache wir waren zusammen.
Auch sonst bist Du immer gerne unterwegs gewesen - rumstreunern und die Welt erkunden. Sobald irgendwo Taschen gepackt wurden, hast Du Dich am liebsten gleich in die Tasche gelegt, um ja nicht vergessen zu werden.
Vor knapp 6 Wochen hatten wir wieder die Taschen gepackt und sind ins Siegerland zu den ZOS Verwöhntagen gereist. Dort hast Du so manchen Jungspunt gezeigt, wie man mit knapp 15 Jahren, mittlerweile taub, und stark sehbehindert dennoch super ZOSsen kann und warst immer enttäuscht, dass es nach einer Runde eine Pause gab und Du den anderen zuschauen musstest.
Lieber Lupo, ich hoffe dass etwas Wahrheit im "Engelgedicht" ist und Du da oben nun eine gute Zeit hast - wir lieben Dich - lass es Dir gut gehen!
Deine Dich liebende Familie
"Engelgedicht:"
Die Engel
Der kleine braune Hund blieb plötzlich stehen. Hinter ihm spielten Kätzchen auf einer bunten Sommerwiese, jagten einander und rauften spielerisch.
Es sah so fröhlich aus, aber vor ihm, im klaren ruhigen Wasser des Teiches, sah er seine Mommy. Und sie weinte bitterlich. Er tapste ins Wasser und versuchte, sie zu berühren, und als er das nicht konnte, hüpfte er hinein.
Nun war er ganz naß und Mommys Bild tanzte auf den Wellen fort.
"Mommy!" rief er. "Ist etwas nicht in Ordnung?"
Der kleine braune Hund drehte sich um. Eine Dame stand am Ufer des Teiches, mit traurigen, aber liebevollen Augen. Der kleine braune Hund seufzte und kletterte aus dem Wasser.
"Das muß ein Fehler sein", sagte er. "Ich sollte nicht hier sein".
Er sah zurück ins Wasser und das Bild seiner Mommy spiegelte sich wieder darin.
"Ich bin doch noch ein Baby. Mommy sagt, das muß ein Irrtum sein. Sie sagt, ich darf gar nicht hier sein".
Die freundliche Dame seufzte und setzte sich ins Gras. Der kleine braune Hund kletterte in ihren Schoß. Es war nicht Mommys Schoß, aber es war fast genauso gut. Als sie begann, ihn zu streicheln und genau dort hinter dem Ohr zu kraulen, wo er es am liebsten mochte, fing er fast gegen seinen Willen zu schlafen an.
"Ich fürchte, es ist kein Fehler. Es ist Dir bestimmt, hier zu sein, und Deine Mommy weiß es tief in ihrem Herzen", sagte die Dame.
Der kleine braune Hund seufzte und lehnte seinen Kopf an den Fuß der Dame.
"Aber sie ist so traurig. Es tut mir so weh, sie so weinen zu hören. Und auch Daddy ist traurig".
"Aber sie wußten von Anfang an, daß dies geschehen würde".
"War ich denn krank?"
Das überraschte den kleinen braune Hund. Niemand hatte jemals etwas darüber gesagt und er hatte oft zugehört wenn sie dachten, er schliefe. Sie sprachen stets nur darüber, wie süß er doch war und wie schnell er gewachsen war.
"Nein, sie wußten nicht, daß Du krank warst", sagte die freundliche Dame "Aber dennoch wußten sie, daß sie die Tränen gewählt hatten".
"Nein, das taten sie nicht", sagte der kleine braune Hund. "Wer würde schon Tränen wählen?"
Sanft küßte die Dame sein Köpfchen. Er fühlte sich sicher und warm und geliebt - aber er war noch immer voll Sorge um seine Mommy.
"Ich will Dir eine Geschichte erzählen", sagte die Dame.
Der kleine braune Hund sah auf und sah die anderen Tiere näher kommen. Katzen - Big Boy und Snowball, Shamus und Abby und auch Little Cleo und Robin. Hunde auch - Sally, Baby und Morgan, Rocky und Belle, Eika und Aras. Sogar eine Eidechse namens Clyde und einige Ratten und ein Hamster namens Odo. Alle legten sich erwartungsvoll ins Gras rund um die Dame und sahen wartend zu ihr auf. Sie lächelte und begann:
"Vor langer, langer Zeit gingen die kleinen Engel zum Oberengel und baten ihn um Hilfe, weil sie so einsam waren. Der Oberengel brachte sie zu einer großen Mauer mit vielen Fenstern und ließ sie aus dem ersten Fenster auf alle möglichen Dinge schauen - Puppen und Stofftiere und Spielzeugautos und vieles mehr.
"Hier habt ihr etwas, das ihr lieben könnt,", sagte der Engel. "Diese Dinge werden eure Einsamkeit vertreiben".
"Oh, vielen Dank", sagten die kleinen Engel. "Das ist gerade, was wir brauchen".
"Ihr habt das Vergnügen gewählt", erklärte ihnen der Oberengel.
Aber nach einiger Zeit kamen die kleinen Engel zurück.
"Dinge kann man schon lieben", meinten sie. "Aber sie kümmern sich nicht darum, daß wir sie lieben".
Der Oberengel führte sie zum zweiten Fenster. Sie sahen hinaus und sahen alle möglich Arten wilder Tiere.
"Ihr könnt diese Tiere lieben", sagte er. "Sie werden wissen, daß ihr sie liebt."
Die kleinen Engel waren begeistert. Sie liefen hinaus zu den Tieren. Einer gründete einen Zoo, ein anderer ein Naturschutzgebiet, einige fütterten die Vögel.
"Ihr habt die Befriedigung gewählt", sagte der Oberengel.
Aber nach einiger Zeit kamen die kleinen Engel zurück.
"Sie wissen, daß wir sie lieben", sagten sie. "Aber sie lieben uns nicht wieder. Wir möchten auch geliebt werden."
So führte sie der Oberengel zum dritten Fenster und zeigte ihnen die Menschen.
"Hier sind Menschen zum Lieben", erklärte er ihnen.
Die kleinen Engel eilten hinaus zu den Menschen.
"Ihr habt die Verantwortung gewählt", sagte der Oberengel.
Aber bald waren sie wieder zurück.
"Menschen kann man schon lieben", klagten sie "aber oft hören sie auf, uns zu lieben und verlassen uns. Sie brechen unsere Herzen."
Der große Engel schüttelte den Kopf.
"Ich kann euch nicht mehr helfen. Ihr müßt mit dem zufrieden sein, was ich euch gegeben habe."
Da entdeckte einer der kleinen Engel ein weiteres Fenster und sah kleine und große Hunde und Katzen, Eidechsen, Hamster und Frettchen. Die anderen liefen herbei und bestaunten sie.
"Was ist mit denen?" riefen sie.
Aber der Oberengel schob sie vom Fenster weg.
"Das sind Gefühlstrainer", sagte er. "Aber wir haben Probleme mit ihrem Operating System."
"Würden sie wissen, daß wir sie lieben?" fragte einer.
"Ja", erwiderte der Oberengel widerstrebend.
"Und würden sie uns wiederlieben?" fragte ein anderer.
"Ja", erwiderte der große Engel.
"Werden sie je aufhören, uns zu lieben?" riefen sie.
"Nein", gestand der große Engel. "Sie werden euch für immer lieben."
"Dann sind sie genau das, was wir uns wünschen", riefen die kleinen Engel.
Aber der Oberengel war sehr aufgeregt.
"Ihr versteht nicht", erklärte er ihnen. "Ihr müßt sie füttern. Und ihr müßt ihre Umgebung reinigen und immer für sie sorgen."
"Das tun wir gerne", riefen die kleinen Engel.
Und sie hörten nicht zu. Sie beugten sich nieder und nahmen die zahmen Tiere in die Arme und die Liebe in ihrem Herzen spiegelte sich in den Augen der Tiere.
"Sie sind nicht gut programmiert" rief der Oberengel, "es gibt keine Garantie für sie. Wir wissen nicht, wie lange sie halten. Manche hören sehr rasch auf zu funktionieren, und manche halten länger!"
Aber das kümmerte die kleinen Engel nicht. Sie drückten die warmen weichen Körperchen an sich und ihre Herzen füllten sich mit Liebe, so daß sie fast zersprangen.
"Wir haben unsere Chance!" riefen sie.
"Ihr versteht nicht", versuchte es der Oberengel zum letzten Mal. "Sie sind so gemacht, daß selbst der Haltbarste von ihnen euch nicht überleben wird. Euer Schicksal wird sein, durch ihren Verlust zu leiden!"
Die kleinen Engel betrachteten die Tiere in ihren Armen und schluckten.
Dann sagten sie tapfer: "Das macht nichts. Es ist ein fairer Tausch für die Liebe, die sie uns geben."
Der Oberengel sah ihnen nach und schüttelte den Kopf.
"Nun habt ihr die Tränen gewählt", flüsterte er.
"Und so ist es auch geblieben", meinte die freundliche Dame. "Und jede Mommy und jeder Daddy weiß das. Wenn sie euch in ihr Herz schließen, wissen sie, daß ihr sie eines Tages verlassen werdet und sie weinen müssen."
Der kleine braune Hund setzte sich auf.
"Warum nehmen sie uns dann zu sich?" fragte er erstaunt.
"Weil auch nur eine kurze Zeit eurer Liebe den Kummer wert ist."
"Oh", sagte der kleine Hund und starrte wieder in den Teich. Da war noch immer das Bild seiner Mommy, weinend.
"Wird sie jemals aufhören zu weinen?"
Sie nickte. "Sieh, der Oberengel bedauerte die kleinen Engel. Er konnte die Tränen nicht wegzaubern, aber er machte sie besonders."
Sie tauchte die Hand in den Teich und ließ das Wasser von ihren Fingern tropfen.
"Er machte heilende Tränen aus diesem Wasser. Jede Träne enthält ein bißchen von der glücklichen Zeit und all dem Schmusen, Streicheln, Spielen und der Freude an Dir. Wenn Deine Mommy weint, heilt ihr Herz. Es mag seine Zeit dauern, aber durch ihre Tränen fühlt sie sich besser. Nach einiger Zeit wird sie nicht mehr so traurig sein, wenn sie an Dich denkt, und sich nur der schönen Zeit erinnern. Und sie wird ihr Herz wieder für einen neues Hündchen öffnen."
"Aber dann wird sie eines Tages wieder weinen!"
Die Dame lächelte ihn an und stand auf.
"Aber sie wird auch wieder jemanden liebhaben. Daran wird sie denken".
Sie nahm Big Boy und Snowball in ihre Arme und kraulte Morgan genau dort am Ohr, wo sie es so mochte.
"Sieh nur, die Schmetterlinge kommen. Sollen wir nicht spielen gehen?"
Die anderen Tiere liefen voraus, aber der kleine braune Hund wollte seine Mommy noch nicht verlassen.
"Werden wir jemals wieder zusammen sein?" Die freundliche Dame nickte.
"Du wirst in den Augen jedes Hundes sein, den sie ansieht. Und sie wird Dich im Bellen jedes Hundes hören, den sie streichelt. Und spät in der Nacht, wenn sie einschläft, wirst Du ihr nahe sein und ihr werdet beide Frieden haben. Und bald, eines Tages, wirst Du ihr einen Regenbogen senden, damit sie weiß, daß Du in Sicherheit bist und hier auf sie wartest."
"Das gefällt mir", sagte der kleine braune Hund und warf einen letzten langen Blick auf seine Mommy. Er sah ihr Lächeln unter ihren Tränen und wußte, daß ihr eingefallen war, wie er fast in die Badewanne gefallen wäre.
"Ich hab' dich lieb, Mommy", flüsterte er. "Es ist schon okay, wenn Du weinst".
Er blickte zu den anderen, die spielten, und lachten mit den Schmetterlingen
"Oh, Mommy! Ich gehe jetzt spielen, okay? Aber ich werde immer bei Dir sein, das verspreche ich."
Dann wandte er sich um und lief den anderen nach.....
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